Was für ein Abend im TeleData Stadion Lindenhof! Die ifm Razorbacks Ravensburg haben am Samstag vor 1.214 Fans nicht nur einen Sieg eingefahren, sondern ein Football-Märchen geschrieben, das die Zuschauer noch lange begleiten wird. Im Derby gegen die Allgäu Comets lagen die Oberschwaben bereits hoffnungslos mit 14:35 zurück – um dann im Schlussviertel in einem wahren Sturmlauf 28 Punkte zu erzielen und die Partie mit 42:35 für sich zu entscheiden.

Dieses Spiel war kein gewöhnlicher Sieg. Es war ein Statement: Egal, wie aussichtslos eine Situation wirkt – dieses Team kämpft bis zum Schluss.

Die Begegnung begann alles andere als nach Plan. Die Gäste aus dem Allgäu nutzten ihre erste Angriffsserie sofort zu einem Touchdown, und ein verpatzter Punt der Razorbacks schenkte ihnen kurze Zeit später die nächste ideale Ausgangsposition. Binnen weniger Minuten stand es 0:13.

Ravensburgs Offense wirkte ungewohnt gehemmt, Quarterback Broghean McGovern fand keinen Rhythmus, und auch das Laufspiel kam nicht ins Rollen. Zu allem Überfluss schlugen die Comets im zweiten Viertel erneut zu: Ein langer Pass auf Neuzugang Niccolo Formosa brachte das 0:20 aus Sicht der Hausherren.

Erst ein energischer 38-Yard-Lauf von McGovern selbst brachte die Razorbacks ins Rollen. Kurz darauf lief er auch den ersten Touchdown. Hoffnung keimte auf – doch zwei Interceptions verhinderten, dass Ravensburg vor der Pause weiter verkürzte. Mit 7:20 ging es in die Kabine.

Headcoach John Gilligan machte in der Halbzeit klar, dass das Problem nicht an der Taktik lag:„Ich war wütend über den Auftritt in der ersten Hälfte, da hatten wir einfach keine Energie. Vielleicht haben wir sie unterschätzt. Ich habe den Spielern gesagt, dass es nur an ihnen liegt, ob sie gewinnen.“

Die Botschaft schien anzukommen. Nach dem Seitenwechsel starteten die Razorbacks entschlossen in die zweite Halbzeit. Starke Aktionen von Tim Müller, Nachwuchstalent Moritz Bredel und Running Back Lennies McFerren führten zum 13:20-Anschluss.

Doch Kempten schlug zurück – und wie. Ein langer Drive, eine erfolgreiche 2-Point-Conversion und plötzlich stand es 14:28. Als McGovern dann seine dritte Interception warf und die Comets auf 35:14 davonzogen, verstummten selbst die leidenschaftlichsten Fans für einen Moment.

Was dann geschah, wird in Ravensburg noch lange erzählt werden. Acht Minuten vor dem Ende fing Tim Müller einen spektakulären 50-Yard-Pass zum 21:35. Die Defense roch Lunte und erzwang direkt den nächsten Ballverlust der Gäste. McGovern, der bis dahin einen rabenschwarzen Tag erlebt hatte, packte einen Traumpass auf Aidan Enneking aus – Touchdown über 80 Yards! Nur noch 28:35, das Stadion tobte.

Die Defensive legte nach: Nils Wulf fing den Ball ab und trug ihn zum Ausgleich in die Endzone. Jetzt bebte das Stadion, und der Funke sprang endgültig auf alle über.

Nur wenige Spielzüge später schnappte sich Jonah Choate die nächste Interception. McFerren tankte sich durch die Verteidigung und brachte die Razorbacks erstmals in Führung – 42:35! Die Comets hatten noch eine letzte Chance, doch wieder war Choate zur Stelle und sicherte mit seiner zweiten Interception den historischen Sieg.

„Die Defense und der lange Touchdown von Tim Müller haben uns zurück ins Spiel gebracht“, analysierte Oliver Billstein nach Abpfiff. Doch es war mehr als das – es war der unerschütterliche Glaube der Mannschaft an sich selbst.

Dieser Sieg war ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig mentale Stärke im Sport ist. Selbst als vieles schief lief, gab niemand auf. Und genau diese Einstellung könnte im weiteren Saisonverlauf den Unterschied machen.

Auch abseits des Spielfelds war es ein perfekter Tag: Der NMH Superkick, Kinderschminken und die Merchandising-Rabattaktion sorgten dafür, dass große wie kleine Fans voll auf ihre Kosten kamen. Der Lärmpegel im vierten Viertel war Gänsehaut pur – und zeigte, wie stark die Razorbacks-Community hinter ihrem Team steht.

Mit diesem historischen Comeback-Sieg haben die Razorbacks nicht nur ein weiteres Ausrufezeichen im Kampf um die Playoff-Plätze gesetzt, sondern auch bewiesen: Dieses Team kann selbst aus fast aussichtslosen Situationen zurückkommen. Und wenn es am 23.08. wieder heißt Kickoff um 19 Uhr im Lindenhofstadion, werden die Fans noch lauter sein – denn sie wissen jetzt: Bei diesen Razorbacks ist bis zur letzten Sekunde alles möglich.

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