30:24 hieß es am Ende in Wiesbaden für die Ravensburg Razorbacks und alle Spieler, Trainer und mitgereisten Fans lagen sich glücklich in den Armen. Die Razorbacks hatten es geschafft. Nach der Meisterschaft im letzten Jahr hatten die Oberschaben die Titelverteidigung als Saisonziel ausgerufen.
Zu Beginn des Jahres lief auch alles nach Plan für die Razorbacks. Nach der bejubelten Verpflichtung des letztjährigen Meister Quarterbacks Garrett DelleChiaie konnte kurze Zeit später mit Coach John Harper ein erfahrener Trainer in die Turmstadt gelockt werden. Zudem war die Scouting Abteilung der Razorbacks sehr aktiv und der Kader formte sich recht zügig, so dass man voller Zuversicht in die Saisonvorbereitung startete.
Einen ersten Eindruck des Teams konnten sich über 3000 Fans beim Vorbereitungsspiel in Pfullendorf gegen die HSU Snipers holen. Zwar zeigte sich sehr schnell, dass die Snipers nicht auf GFL2 Niveau spielen aber dennoch das Spiel ein großer Erfolg. Doch kurz danach mussten die Ravensburger eine Hiobsbotschaft nach der anderen verkraften. Mit Martin Kreh und Sebastian Trabold verletzten sich zwei Offense Line Spieler im Spiel gegen Pfullendorf und mussten beide operiert werden. Zudem bat Eddrick Harris völlig überraschend um seine Vertragsauflösung, da er zu großes Heimweh hatte. Und als wäre das nicht genug verließ Head Coach John Harper eine Woche vor dem Saisonbeginn das Team aus persönlichen Gründen.
Wer konnte nach diesen Meldungen noch ernsthaft an eine Titelverteidigung glauben? Viele Teams wären spätestens nach dem Verlust des Head Coaches zerbrochen und hätten die ganze Saison abgeschrieben, beziehungsweise versucht Schadensbegrenzung zu betreiben. Doch die Razorbacks zeigten sich unbeeindruckt. Mit Oliver Billstein übernahm der sportliche Leiter der Oberschwaben die Rolle des Head Coachs und zudem wurden mit William Lloyd, Lukasz Krysztofiak und Jose Rafael Ariza Paredes kurzfristig die vakante Spielerpositionen neu besetzt.
Aber natürlich starteten die Razorbacks nicht besonders souverän in die Saison. Man merkte dem Team an, dass es sich neu finden musste und die neuen Spieler noch integriert werden mussten. Entsprechend verloren die Ravensburger nach zwei knappen Auswärtssiegen die ersten beiden Heimspiele gegen die Straubing Spiders und die Wiesbaden Phantoms. Dass der junge Head Coach trotz seiner vermeintlich geringen Erfahrung die richtigen Schlüsse ziehen kann und zudem den Rückhalt von seinem Team genießt, zeigten die Ravensburger beim Derby in Biberach. Mit 56:23 zerlegte man den bis dahin ungeschlagenen Nachbarn und meldete sich in der Liga zurück.
Beim Spiel in Biberach noch als Beobachter an der Sideline befand sich schon der neue Defensive Koordinator Kurtis Ovesen. Auch bei dieser Verpflichtung hatten die Ravensburger ein glückliches Händchen und so ließ die von Ovesen formierte Defensive im Spiel gegen den bis dahin ungeschlagenen und selbsternannten Top-Favorit Saarland Hurricanes nur 14 Punkte zu.
Spätestens jetzt hatte die Liga erkannt, dass die Ravensburger die Saison trotz aller Schwierigkeiten nicht herschenken wollten und weiterhin ihr Ziel der Meisterschaft verfolgten. Und egal wie die weiteren Spiele sich gestalteten, die Razorbacks verfolgten stur ihr Ziel der Titelverteidigung. Dabei zeigte sich immer mehr, was die Oberschwaben dieses Jahr so stark machte. War es bei der Meisterschaft 2018 noch vor allem eine sehr gute Offensive, ergänzten sich 2019 die einzelnen Teile des Teams und man erkämpfte auf beiden Seiten des Balls Sieg um Sieg.
Und so war es beim letzten Saisonspiel in Wiesbaden nur durch eine Niederlage der Razorbacks möglich den Oberschwaben den Titel noch zu entreißen. Aber trotz eines schwierigen Spiels und nicht der besten Leistung der Saison jubelten die Ravensburger nach dem Spiel ausgelassen auf dem Feld. Sekunden zuvor hatte zunächst Phil Martial einen Kickoff-Return zum Touchdown zurückgetragen und im letzten Spielzug krönte sogar noch Finn Kearns seine überragende Saison mit einem Fumble Recover zu dem spielentscheidendem Touchdown.
Bezeichnend für die ganze Saison fand man auf dem Meisterschaftsbild den Headcoach nicht wie sonst üblich am Rande des Bildes, sondern mitten in seinem Team freudestrahlend mit dem Pokal in den Händen. Trotz aller Freude äußerte sich der Headcoach schon am Tag nach dem Triumph sehr nüchtern und fokussiert „Natürlich ist die Meisterschaft der Wahnsinn, an die viele außerhalb des Teams zu Beginn der Saison nicht geglaubt haben. Wir haben gezeigt, wozu wir fähig sind. Aber das war für uns nur der erste Schritt“ freut sich Billstein und zeigt gleich das eigentliche Ziel der Razorbacks auf. 2019 soll der Aufstieg gegen die Kirchdorf Wildcats klappen. Nachdem Empfang am 21.09.2019 durch die Stadt Ravensburg und der Eintragung in das goldene Buch der Stadt reisen die Razorbacks und mindestens ein Fanbus am 22.09. nach Kirchdorf, bevor es am 06.10. im heimischen Lindenhofstadion mit der auch in diesem Jahr wieder erstklassigen Unterstützung der Fans in die GFL1 gehen soll.
Foto: Florian Wolf