Was war das für ein klare GFL2 Saison 2018. Im April wurde schon propagiert, dass die Saarland Hurricanes direkt wieder in die GFL1 aufsteigen und eigentlich maximal noch die Nürnberg Rams als Konkurrenten fürchten müssen. In ihrem Selbstverständnis sind die Hurricanes ja nur ein GFL1 Team zu Gast in der GFL2. Als Absteiger wurden zudem frühzeitig die Albershausen Crusaders und die Wiesbadener Phantoms gehandelt, die nach den Schwierigkeiten im letzten Jahr vermehrt auf die eigene Jugend setzen wollten. Die Ravensburg Razorbacks wurden in den einschlägigen Foren und Medien meist entweder vergessen oder irgendwo im Mittelfeld gesehen.

Nach dem ersten Spieltag der Razorbacks und dem knappen 24:21 Sieg gegen den vermeintlich leichten Gegner, die Straubing Spiders, sahen sich viele in ihrer Einschätzung schon bestätigt. Dass der Aufsteiger aus der Regionalliga nicht zu unterschätzen ist, zeigte sich aber schnell im weiteren Saisonverlauf und so stehen die Spiders aktuell auf dem dritten Tabellenplatz.
Die Razorbacks hatten aber nach dem ersten Spieltag zunächst einmal drei Wochen spielfrei und die Aufstiegsaspiranten Rams und Hurricanes gaben sich bei ihren Spielen keine Blöße. Einzig der 28:15 Erfolg der Rams gegen die Hurricanes überraschte und es schien, als ob die klare Meisterschaft zum Glück doch spannend werden könnte.

Im zweiten Spiel der Razorbacks kam es zum ersten Ausrufezeichen aus Oberschwaben, als die Ravensburger in einer Halbzeit 51 Punkte erzielten und das im dritten Quarter wegen Blitzschlag abgebrochene Spiel gegen die Albershausen Crusaders klar mit 55:28 gewinnen konnten. Aber wir erinnern uns: Albershausen war ja auch ein Abstiegskandidat. Also kein Grund die Prognose von vor der Saison zu überdenken.

Erst mit dem Spiel in Nürnberg wurde die Liga auf das südlichste Team der GFL2 aufmerksam. Mit 49:29 zeigten die Razorbacks den Rams ganz klar ihre Grenzen auf und sorgten damit im Saarland für Hochstimmung. Hatte doch damit deren direkter Verfolger Federn lassen müssen.

Die Razorbacks interessierten die Meisterschaftsspekulationen nicht weiter. Sie konzentrierten sich lieber auf die zwei anstehenden Auswärtsspiele in Wiesbaden und Montabaur. Aufgrund der weiten Anfahrten und dem fehlenden Heimpublikum waren das zwei große Herausforderungen die es zu meistern galt.
Doch die Jungs aus Oberschwaben schafften auch diese Aufgaben. Gegen Wiesbaden konnte man 48:36 gewinnen und stand auf einmal mit vier Siegen aus vier Spielen an der Tabellenspitze.

Das machte das Spiel am darauffolgenden Wochenende neben der langen Anfahrt auch mental zu einer großen Herausforderung. Als ungeschlagener Tabellenführer gegen den sieglosen Tabellenletzten Montabaur zu spielen erfordert vor allem viel Disziplin in der Vorbereitung. Zu leicht kann man in solch einer Situation den Fokus verlieren und auch gegen einen vermeintlich leichten Gegner verlieren. In Montabaur wollten die Ravensburger zudem ihrem überragenden Runningback Malik Norman eine Auszeit gönnen. Mit 200 Yards pro Spiel fühlte er sich ausgelaugt und die Razorbacks wollten ihm die notwendige Regenration geben. Außerdem wollten die Coaches zeigen, dass das Team auch ohne Malik eine brandgefährliche Offense besitzt. Wurde doch nach dem Spiel in Nürnberg behauptet er alleine hätte die Rams geschlagen. Und es gelang. Die Razorbacks gewannen 49:20 gegen Montabaur und gingen mit fünf Siegen in die Vorbereitung für das Spitzenspiel gegen die Nürnberg Rams.

Das Rückspiel gegen die Nürnberg Rams im Lindenhofstadion sollte dann auch in die Geschichte eingehen. In einem wahren Offensivspektakel von knapp vier Stunden schenkten beide Teams sich nichts. Sogar die GFL schickte noch während dem Spiel eine Suchmeldung nach den Defensivreihen der beiden Mannschaften über ihre Social Media Kanäle. Am Ende eines knappen und hochspannenden Spiels stand es 78:70 für die Razorbacks. 148 Punkte in einem Spiel gab es seit Bestehen der GFL noch nie.

Entsprechend gefeiert wurde das Spiel in den Medien. Und die Razorbacks konnten zurecht stolz sein auf diesen mit einer gigantischen Teamleistung erzielten Sieg. Zudem war man nun natürlich weiterhin ungeschlagen und mit sechs Siegen an der Tabellenspitze. Wer hätte damit rechnen können?! Da zudem die Hurricanes ihr Spiel gegen den Aufsteiger aus Straubing verloren hatten und es gegen die Gießen Golden Dragons nur zu einem 6:6 Unentschieden reichte, war auch der Abstand zu den Verfolgern entsprechend schon etwas angewachsen. Trotz der ganzen Euphorie wurde in Ravensburg nicht an die mögliche Meisterschaft sondern ausschließlich an das nächste Spiel gedacht.

Und so kamen am darauffolgenden Wochenende die Fighting Farmers aus Montabaur zum Rückspiel nach Ravensburg. Auch wenn die kämpfenden Bauern immer noch kein Spiel gewinnen konnten, wussten die Razorbacks aus dem Hinspiel, dass man sich keine Fehler leisten durfte. Vor allem die Defense wollte natürlich nach den 70 Punkten der Rams beweisen, dass das nur ein Ausrutscher gewesen war. In der ersten Halbzeit zeigten die Razorbacks auch, warum sie inzwischen als Meisterschaftskandidat gehandelt wurden. Mit 34:0 ging es in die Halbzeitpause. Aber mit Beginn der zweiten Halbzeit passierte das, wovor die Coaches um Headcoach Gilligan immer gewarnt hatten: Das Team verlor kurzzeitig den Fokus. Und so stand es sehr schnell 34:13. Zum Glück konnte das Team sich zurück in die Partie kämpfen und gewann schlussendlich verdient mit 40:13.

Als letztes Spiel vor der dreiwöchigen Sommerpause sieben Tage später kamen die Phantoms aus Wiesbaden nach Oberschwaben. Nach sieben intensiven Spielen sehnten sich die Spieler nach der Pause und so lag das größte Augenmerk des Trainerteams in den Trainingseinheiten vor dem Spiel vor allem in der nötigen Spannung und dem Fokus auf die wesentlichen Kleinigkeiten. Nach dem Sieg im Hinspiel hatten die Phantoms in Wiesbaden vor allem zwei Kickoff Return Touchdowns der Razorbacks als siegbringenden Unterschied ausgemacht. Entsprechend rechneten sie sich eine realistische Siegchance aus. Vor erneut über 1000 Zuschauern im Lindenhofstadion zeigten die Razorbacks jedoch schnell, dass es weit mehr als die Special Teams sind, was die aktuelle Dominanz der Razorbacks ausmacht. Mit jeweils mehr als 250 Yards durch die Luft und am Boden zeigte sich die Offense sehr vielseitig und auch die Defense kontrollierte den Angriff der Phantoms. So stand es am Ende 47:21 und die Razorbacks hatten ihren achten Saisonsieg eingefahren.

Da stehen sie nun. Wer hätte das vor der Saison gedacht. Natürlich ist gerade einmal die knapp über die Hälfte der Saison gespielt und es stehen mit den Saarland Hurricanes und den Gießen Golden Dragons noch zwei unbekannte Gegner mit jeweils zwei Spielen an. Aber die Razorbacks können dennoch mit Stolz auf die erste Hälfte der GFL2 Saison zurückblicken. Ungeschlagener Tabellenführer der GFL2 Süd. Zudem ein erstklassiges Team im Hintergrund, dass jeden Heimspieltag zu einem riesen Event macht und so mit 1300 Zuschauern im Schnitt die Auswertung in der GFL2 mit Abstand anführt.

Jetzt gilt es den Fokus nicht zu verlieren und weiterhin von Spiel zu Spiel zu denken. Das erste Ziel der Saison wurde mit dem frühzeitigen Klassenerhalt erreicht. Jetzt kommt die Kür und die bringt erfahrungsgemäß noch einige neue Herausforderungen. Die Ravensburg Razorbacks sind sich aber sicher: Mit diesem Team, dieser Mannschaft und diesem Publikum ist noch vieles möglich.

One Team – One Target- We are Razorbacks.

Fotos: Florian Wolf

(das Nutzungsrecht für die Bilder kann käuflich erworben werden, eine anderweitige Nutzung ist nicht gestattet)

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